Adventskalender Geschichte
Ursprung und Entstehung
Adventskalender, Weihnachtskalender, Vorweihnachten oder Weihnachtsuhr, der beliebte Brauch im Advent hat viele Namen. Doch wo kommen unsere Bräuche und Rituale in der Adventszeit her? Wer hat den Adventskalender erfunden? Seit wann gibt es den Adventskalender? Viele Fragen zur Geschichte und Entstehung, in diesem Ausführlichen Artikel erfährst du die Antworten, incl. Bildmaterial und Beispiele.
Inhaltsverzeichnis
Die Zeit läuft
Bis zum ersten Türchen
Der Adventskalender
Begleiter in der schönsten Zeit des Jahres
Besinnlich, behaglich, beschaulich – so erleben wir den Advent. Zumindest die Meisten von uns, denn in den vergangenen Jahren verfiel die Allgemeinheit zusehends dem Konsumwahn. Die ursprüngliche Bedeutung des Advents war eine ganz andere: Die Bezeichnung Advent entspringt dem lateinischen „adventus“ und bedeutet „Ankunft“. Demnach wurden die letzten Wochen vor Weihnachten zur Vorbereitung genutzt, nämlich für das wichtigste religiöse Fest des Christentums – Die Geburt Jesu in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember.
Es ist genau festgelegt, welchen Zeitraum der Advent umfasst. Er beginnt am ersten Sonntag nach dem 26. November und endet am 24. Dezember nach Sonnenuntergang, was gleichzeitig der Beginn des Heiligen Abends ist. Wer jetzt mitgerechnet hat, wird feststellen, dass der Advent somit deutlich mehr als 24 Tage hat und sich die Frage stellen, warum der handelsübliche Adventskalender dennoch nur 24 Türchen hat.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass es durchaus auch liturgische Adventskalender mit mehr Türchen gab, im Laufe der Zeit hat sich jedoch die Form wie wir sie heute kennen durchgesetzt. Wie es dazu kam werden wir uns jetzt in einer weihnachtlichen Zeitreise anschauen.
Die steigenden Zahlen um das Thema oder besser um den Suchbegriff „Adventskalender“ in der Google-Suche zeigt, der Trend ist noch nicht gebrochen. Das Türchen öffnen in der Adventszeit ist nicht nur bei Kindern beliebt, auch Erwachsene erfreuen sich immer mehr, an dieser alten Tradition. Im Schnitt wird „Adventskalender“ 368,000 mal pro Monat bei Google gesucht, doch das meiste Suchvolumen bündelt sich verständlicherweise im Oktober und November, obwohl schon im August die Suche beginnt. So kommt man auf ein jährliches Suchvolumen von ca. 4.416.000 Suchanfragen pro Jahr alleine bei Google in Deutschland.
Damit ist Deutschland echter Spitzenreiter, wenn wir das mal mit der Suchanfrage „Advent calendar“ in den USA vergleicht. Danach wird gerade mal 110.000 mal pro Monat (1,32 Millionen mal pro Jahr) gesucht und das bei 4 mal mehr Einwohner als in Deutschland. Würden wir das auf deutsche Verhältnisse hochrechnen, wäre das Ergebnis 17,60 Millionen Suchanfragen in Google pro Jahr oder 1,46 Millionen pro Monat.
Die Vorläufer des Adventskalenders
Um die Entstehung des Adventskalenders ranken sich einige Geschichten. Gesichert ist, dass in der Zeit vor Weihnachten in den katholischen Kirchen des Landes tägliche Andachten gefeiert wurden, während protestantische Familien vor allem zu Hause zusammenkamen, um gemeinsam zu beten und zu lesen. Demnach gab es bereits viele unterschiedliche Rituale, die die Adventszeit auszeichneten.
Ebenso sicher ist, dass vor dem Kalender der Kranz kam: Johann Hinrich Wichern (1808–1881), seines Zeichens nicht nur Theologe und Sozialpädagoge, sondern auch Leiter eines sogenannten „Knabenrettungshauses“ in Hamburg, bastelte 1833 den wohl ersten Adventskranz für seine Schützlinge. Um die Wartezeit bis Weihnachten für die Kinder greifbarer zu machen, klebte er Kerzen auf ein altes Wagenrad. Wochentags wurde eine kleine rote Kerze angezündet und jeden Sonntag eine große weiße. [1] (Das Rauhe Haus Stiftung bürgerlichen Rechts, o. D.)
Im Laufe der Zeit wurde aus dem Wagenrad ein Holzring, der mit Tannenzweigen geschmückt wurde. Besonders engagiert im Bereich Adventskalender war der Münchner Lithograf und Verleger Gerhard Lang. Der Grundstein für seine Karriere im Adventskalenderbusiness wurde von seiner Mutter gelegt: Sie befestigte 24 Kekse an einem Karton und der kleine Gerhard durfte bis Weihnachten jeden Tag einen davon essen.
1901 brachte er schließlich den ersten gedruckten Kalender heraus, der zu dieser Zeit als Weihnachtskalender bezeichnet wurde. Ab 1908 wurden die Weihnachtskalender kommerziell verkauft und ständig weiterentwickelt und erneuert, unter anderem erschien sogar ein Kalender mit Blindenschrift.
Adventskalender
wie wir sie heute nicht mehr kennen
- 24 Kreidestriche aufmalen und jeden Tag darf einer weggewischt werden
- 24 Bilder aufhängen
- Die Himmelsleiter, an der ein Engel täglich eine Sprosse erklimmt
- Adventsbäumchen, an denen täglich Bibelverse oder Sterne aufgehängt werden
- Adventsuhren, anfangs mit Feldern von 13 bis 24, später mit 24 Feldern
- Kerze mit 24 Abschnitten (vor allem in Skandinavien verbreitet)
- Jeden Tag einen Strohhalm für das Christkind in die Krippe legen
Der Weg des Adventkalenders in die Gesellschaft
Der Adventskalender im zweiten Weltkrieg
Mit dem zweiten Weltkrieg brachen auch für den Adventskalender düstere Zeiten an. Wichtige Güter wie Papier unterlagen einem strengen Reglement und nicht lebensnotwendige kleine Freuden wie der Adventskalender wurden schließlich gar nicht mehr gedruckt. Da die NSDAP auch darauf abzielte, christliche Bräuche aus dem täglichen Leben zu verdrängen, kam dies sehr gelegen.
Als Ersatz für den Adventskalender wurde ein Heft gedruckt, das den Namen „Vorweihnacht“ trug. Der Inhalt war an Adventsbräuche angelehnt, diente jedoch klar der Propaganda. Nationalsozialistische Weihnachtslieder waren darin ebenso zu finden wie Bastelanleitungen für Sonnenräder und Runen, nationalsozialistischer Sinnbilder anstatt christlicher Symbole oder Anleitungen für die Erstellung von Weihnachtsgärtlein anstelle der Krippe.
Der nationalsozialistische Weihnachtskult „Vorweihnacht“ war von 1942 bis 1944 erhältlich. Nach dem Krieg wurde der nationalsozialistische Inhalt wieder durch christliche Wertevermittlung ersetzt und das Heft wurde als erster Mitmachkalender in den Jahren 1968, 1973 und 1982 erneut vertrieben. Es ist sogar heute noch erhältlich. [3]
Siegeszug um die Welt
Nach den harten Kriegsjahren war die Sehnsucht nach Schönem groß und so wurden bereits ab 1945 wieder Adventskalender gedruckt. Der Verleger Richard Sellmer aus Stuttgart sicherte sich unter US-Besatzung als einer der Ersten das Recht. Das notwendige Papier für die erste Auflage von 50.000 Stück kam aus der französischen Besatzungszone. Aus Kostengründen wurde zunächst auf Motive aus der Vorkriegszeit zurückgegriffen.
Durch die Besatzer wurde der Adventskalender in die ganze Welt getragen, der internationale Durchbruch gelang und brachte erste Großaufträge. Der Adventskalender hatte seinen Weg in die Haushalte dieser Welt erfolgreich angetreten.
Der Adventskalender wie wir ihn heute kennen
In den letzten Jahren erlebte der Adventskalender einen regelrechten Boom. Insgesamt wurden 2018 in Deutschland 98,3 Millionen Euro Umsatz erzielt, wobei der Adventskalender mit Schokofüllung unangefochten auf Platz 1 der Beliebtheitsskala liegt. 2019 kauften sich 73% der deutschen Bevölkerung einen Adventskalender. [4]
Zur Anzahl der jährlich in Deutschland produzierten Adventskalender gibt es unterschiedliche Angaben. Sicher ist, dass es im Millionenbereich liegt und der Großteil davon exportiert wird. Funfact: Amerikanische und australische Adventskalender haben tatsächlich 25 Türchen.
Welcher Adventskalendern ist am beliebtesten?
Eine Umfrage zu beliebten Arten von Adventskalendern in Deutschland aus 2018 und 2019 durch YouGov, gaben rund 17 Prozent der befragten Personen an, am liebsten komplett selbstgemachte Adventskalender zu verschenken. Auch wenn der gekaufte Adventskalender 6% zum Vorjahr verloren hat, liegt dieser mit 73% immer noch deutlich an der Spitze. Knapp 1/4 der Befragten mit einem Plus von 3%, befüllen ihren Adventskalender am liebsten selber. [5]
Fazit
War der Adventskalender am Anfang noch für Kinder gedacht, um ihnen die Wartezeit greifbarer und erträglicher zu machen, so wurde die Zielgruppe mittlerweile auf alle Altersschichten ausgeweitet. Erhältlich ist alles was das Herz begehrt: Kalender gefüllt mit Büchern, Spielzeug und Bastelartikeln gibt es ebenso wie jene mit Schmuck, Kosmetikartikeln und Alkohol. So bleibt in der schönsten Zeit des Jahres kein Herzenswunsch unerfüllt.
Quellenangaben:
Bilder:
[B2] Johann Hinrich Wichern, Unbekannter Autor, Public Domain, via Wikimedia Commons
[B3] „Holztür mit Kreidestrichen“ und „Kinder beim einlegen von Strohhalmen in die Krippe“ von Dr. Josef Hermann Röll. ©2007 Verlag J.H. Röll GmbH, Dettelbach & im Auftrag des Knauf-Museums Iphofen (Hrsg.), Adventskalender im Wandel der Zeit (S. 10). Markus Mergenthaler.
[B4] Weihnachtskerze / Adventskalenderkerze, Michael Ostendorf, Rheine, Adventskalender-Deal (2020)
[B5] Uploader Dr. Bernd Gross, Public Domain, via Wikimedia Commons
[B6] Richard Ernst Kepler, Public domain, via Wikimedia Commons